„Handwerk ist Stabilisator und Wachstumsmotor“ – ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis

Freitag, 24. Januar 2020
(v.l.) KH-Hauptgeschäftsführer Dirk H. Jedan, KH-Geschäftsführer Jens Rodermund, Landrat Thomas Gemke, Ehrenkreishandwerksmeister Hans-Joachim Künzel, ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, Kreishandwerksmeister Christian Will und Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock.

(v.l.) KH-Hauptgeschäftsführer Dirk H. Jedan, KH-Geschäftsführer Jens Rodermund, Landrat Thomas Gemke, Ehrenkreishandwerksmeister Hans-Joachim Künzel, ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, Kreishandwerksmeister Christian Will und Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock.

„Vier Prozent Umsatzplus, über 600 Milliarden Euro Nettoumsatz im vergangenen Jahr – das zeigt: das deutsche Handwerk ist Stabilisator und Wachstumsmotor. Wir gehen geschlossen und mit Schwung ins neue Jahr. Für die Unterstützung, die wir auch hier aus Südwestfalen bekommen haben, möchte ich Ihnen als ZDH-Generalsekretär herzlich danken.“ Festredner Holger Schwannecke erntete gleich zu Beginn seiner Ausführungen im Rahmen des 28. Neujahrsempfangs der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis verdienten Applaus. Unter dem Titel „Ohne Handwerk keine Zukunft!“ begeisterte Schwannecke im „Haus des Handwerks“ in Iserlohn mit einer eloquenten, fachlich informativen und äußerst kurzweiligen Rede.

Zuvor hatte Kreishandwerksmeister Christian Will vor rund 150 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Kirche und Kultur Optimismus angesichts der Nachrichten aus dem heimischen Handwerk verbreitet: „Es läuft!“ Zwar „mit ein wenig Geschwindigkeitsverlust und runter geschaltetem Gang, aber grundsätzlich noch mit hoher Drehzahl.“ Standen in den Vorjahren stets eine Vielzahl handwerkspolitischer Themen und Forderungen im Mittelpunkt der Begrüßungsrede, richtete Will den Fokus diesmal mit Hinweis auf die Expertise des Festredners auf das Thema „Digitale Zukunft“.

Kreishandwerkerschaft und Berufsbildungszentrum stellen sich den Herausforderungen, der Digitalisierung in der handwerklichen Ausbildung: „Nahezu 2 Millionen € werden wir über einen Zeitraum von drei Jahren – in 2019 bereits begonnen – mit der Hilfe von Bund und Land hierfür aufwenden.“ Bewusst sei der Metallbereich aufgewertet worden, dem eine Schlüsselfunktion in der Region zukomme. Ein Novum in der Ausbildungslandschaft stelle das „digitale Schweißzentrum“ des bbz dar. Hier ermöglichten vier Schweißsimulatoren mithilfe von Virtual-Reality-Brillen computerbasiertes Schweißen. Ein digitales Lackierlernsystem sei in naher Zukunft geplant.

Kreishandwerksmeister Christian Will begrüßte rund 150 Gäste im „Haus des Handwerks“ und richtete den Fokus seiner Rede diesmal unter anderem auf das Thema „Digitalisierung“.

Kreishandwerksmeister Christian Will begrüßte rund 150 Gäste im „Haus des Handwerks“ und richtete den Fokus seiner Rede diesmal unter anderem auf das Thema „Digitalisierung“.

Mit dem bbz-Forschungsvorhaben InKraFT (Inklusion in der beruflichen Bildung am konkreten Fall der Kfz-Mechatronik mittels Virtual Reality-Technologie) könnten mithilfe digitaler Technologie kognitiv oder körperlich beeinträchtigte Menschen in verschiedener Art und Weise in das Berufsfeld des Kfz-Mechatronikers integriert werden. Es seien laut Will bereits weitere Projekte in Planung, unter anderem eine gewerke- und disziplinübergreifende Learn- and Workbox mit dem Titel „Digital Network Area“ – kurz DNA genannt.

Will ging zudem auf ein gesellschaftlich brisantes Thema ein. „Wir erleben eine Entwicklung zunehmender Impulsivität und Aggressivität in unserer Sprache und unserem Handeln. Emotionen statt Vernunft. Rede- und Umgangsformen neigen zu verflachen.“, so Will.

Das Sprichwort „In der Wut tut niemand gut!“ sei in Vergessenheit geraten. Zustände und Verhaltensweisen ließen sich besser sachlich und vernünftig diskutieren und erörtern. Es sei daher die Aufgabe, der Wut mit Sachlichkeit entgegenzutreten: „Mit positiver Sprache und konstruktivem Dialog können wir dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Respekt, Wertschätzung und Akzeptanz anderer Menschen – unabhängig von Religion, Hautfarbe, Muttersprache, Alter oder sozialer Herkunft – sind hierbei Grundlage einer weltoffenen Gesellschaft, wie wir sie uns wünschen.“ Denn alle Menschen – und hier schließe ich ausdrücklich auch Omas ein – verdienen Würde, Respekt und anständigen Umgang.“

Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, begeisterte mit einer eloquenten, fachlich informativen und äußerst kurzweiligen Rede.

Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, begeisterte mit einer eloquenten, fachlich informativen und äußerst kurzweiligen Rede.

Den nachfolgenden Festredner kündigte Will als überzeugten und engagierten Vertreter des Handwerks an. Und die Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden!

Nachdem ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke zu Beginn seine Wertschätzung für Südwestfalen bekundet hatte, bezeichnete er als „wichtigsten handwerkspolitischen Erfolg“ die Rückkehr zur Meisterpflicht in zwölf Gewerken, die im vergangenen Jahr beschlossen wurde: „Das ist eine Anerkennung für das, was im deutschen Handwerk geleistet wird, für Qualität und Qualifikation. Wir setzen darauf, dass sich das mittelfristig positiv auf Ausbildungszahlen und Wartezeiten auswirkt.“

Als weitere Erfolge hob Schwannecke die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung und die neuen Abschlussbezeichnungen im Berufsbildungsmodernisierungsgesetz hervor: „Das ist ein Baustein, der uns gemeinsam mit der Stärkung des Meistertitels helfen kann, die Wertschätzung für die berufliche Bildung zu steigern und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Und das Handwerk vor Ort in seiner Arbeit zu unterstützen, wie Sie es hier im Märkischen Kreis mit Ihrem Berufsbildungszentrum vorbildlich leisten.“

 

In seiner Rede forderte Schwannecke, die Betriebe spürbar von Steuern, Abgaben und Bürokratie zu entlasten. Vor allem die Bürokratie sei ein Punkt, der die Betriebe überproportional treffe. 40 Prozent der Arbeitszeit würden mittlerweile für Bürokratie aufgewendet. Schwannecke: „Ich halte die hohe Bürokratiebelastung in unserem Land zunehmend für eine Standortfrage. Gerade auch mit Blick auf Fachkräfte und die anstehenden Betriebsübergaben. Wie will ich junge Leute für Führungsverantwortung oder die Übernahme eines Betriebs begeistern, wenn man sie gleichzeitig mit Bürokratie abschreckt und ihren Unternehmergeist erstickt?“

(v.l.) Kreishandwerksmeister Christian Will, ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock und KH-Hauptgeschäftsführer Dirk H. Jedan.

(v.l.) Kreishandwerksmeister Christian Will, ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke, Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock und KH-Hauptgeschäftsführer Dirk H. Jedan.

Akzente setzte der ZDH-Generalsekretär zudem bei den Themen „Klimaschutz“ und „Nachhaltigkeit“. Schwannecke kündigte an, dass das deutsche Handwerk bis zur Internationalen Handwerksmesse in München eine Nachhaltigkeitsstrategie vorlegen werde: „Das Handwerk ist das Gegenmodell zur Wegwerfgesellschaft. Nachhaltigkeit ist für unsere Betriebe nicht neu, sondern gelebte Praxis. Wir werden aufzeigen, was aus unserer Sicht erforderlich ist, um unsere Zukunft und unseren Wohlstand zu sichern, und was das Handwerk dazu beitragen kann. Mit der Wirtschaft, nicht gegen sie.“

Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock bedankte sich in seinem Schlusswort bei Festredner Holger Schwannecke.

Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock bedankte sich in seinem Schlusswort bei Festredner Holger Schwannecke.

 Vor dem obligatorischen Tafelspitz-Essen hatten Ehrenkreishandwerksmeister Hans-Joachim Künzel und Hauptgeschäftsführer Dirk H. Jedan noch eine besondere Überraschung für einige langjährige Ehrenamtsträger der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis parat. So wurden die Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock und Christian Will mit der goldenen Ehrennadel und die Obermeister Burkhard Rohländer, Thomas Müller, Heinz Knipp, Renate Antony, Bernd Bücker, Wolfgang Sölter und Eckhard Roß mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet (gesonderter Bericht folgt). Im Anschluss hatten die Gäste ausreichend Gelegenheit zum „Netzwerken“, bevor das mittlerweile in bester Tradition stehende Märkische Meisterbrot gegen eine kleine Spende für den guten Zweck ausgegeben wurde.