Resolution: Innungshandwerker loben Azubi-Ticket und kritisieren Diesel-Deal
Mittwoch, 31. Oktober 2018Ausbildungsstellen sind nicht immer unmittelbar dort, wo junge Menschen wohnen. Für den Start in das Berufsleben ist daher vielerorts ein Bus- und/oder Bahnticket erforderlich. Dieses kostet, auch wenn der Auszubildende erst am Beginn seines beruflichen Lebens und Einkommens steht. Ein Azubi-Ticket wäre eine wirtschaftliche und motivierende Unterstützung. Es wäre darüber hinaus auch ein wichtiges Symbol, um der Ungleichbehandlung von akademischer und beruflicher Bildung entgegenzutreten. Was für angehende Ärzte, Ingenieure und Juristen gilt (Studenten-Ticket), muss auch für zukünftige Fachkräfte im Handwerk zur Anwendung kommen.
Auch wenn in einer ländlichen Region wie z.B. dem Märkischen Kreis dadurch die fehlenden Attraktivitätsprobleme des öffentlichen Nahverkehrs nicht behoben würden, so ist ein landesweit vergünstigtes Azubi-Ticket ein wichtiges und nachhaltiges Zeichen für die Region und die jungen Menschen.
Der Erfolg eines Azubi-Tickets werde sich daran fest machen, dass es sich um ein über alle Verkehrsverbünde erstreckendes Angebot handelt. Denn die jungen Auszubildenden im Handwerk sind nicht nur darauf angewiesen, mit diesem Ticket zu ihren Ausbildungsbetrieben zu gelangen, sondern müssen auch ihre Berufsschulen und überbetrieblichen Ausbildungsstätten in den Nachbarregionen erreichen können.
Die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis spricht sich daher – auch vor dem Hintergrund des immer intensiveren Wettbewerbes um Auszubildende – für eine zeitnahe Einführung eines landesweiten Azubi-Tickets aus, das den jungen Menschen die freie, aber wirtschaftlich attraktive Entscheidung bietet, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.
Mehr Skepsis als Lob beherrscht das Meinungsbild des heimischen Handwerks zum Thema Diesel-Deal. Auch Wochen nach dem politischen Spitzentreffen sei die Diskussion mehr von Fragen als von Antworten geprägt. Die erhoffte Einsicht der Autoindustrie, insbesondere was finanzielle Zusagen angeht, erkenne man nicht. Grundsätzlich sei das Innungshandwerk von der Hardware-Nachrüstung überzeugt. Dies versetze die Unternehmen in die Situation, ihre jungen Diesel-Fahrzeuge nicht verlustreich verkaufen bzw. abschreiben zu müssen, sondern wie geplant ihrer betriebswirtschaftlich erforderlichen Nutzung und Nutzzeit zuzuführen. Auch die heimischen Kfz-Betriebe mit ihren Euro-5-Diesel-Fahrzeugen, die derzeit die Verkaufs-Höfe füllen, könnten somit wieder über verkäufliche Diesel-Fahrzeuge verfügen und Schadensbegrenzung betreiben.
Kritisch und ohne Verständnis sehe man die derzeit angedachte Förderkulisse des Staates. So erfreulich es ist, dass die heimische Region nicht von höheren Luftverschmutzungen betroffen sei, so habe man keinerlei Verständnis dafür, dass sich die bundesseitige 80-prozentige Subventionierung der Umrüstkosten auf die besonders luftverschmutzen Städte und die dort ansässigen Handwerksbetriebe fokussiere. Dies sei wettbewerbswidrig und unakzeptabel. Schließlich erstrecke sich das Tätigkeitsfeld vieler heimischer Innungsbetriebe auf Grund ihrer besonderen Qualifikationen und Spezialisierungen weit über das Heimische hinaus auch in die Regionen, in denen man im Wettbewerb zu den Betrieben stünde, die bevorzugt und gefördert werden sollen.
Die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis spricht sich dafür aus, schnellstmöglich zu einer Nachrüstförderung aller Nutzfahrzeuge im Handwerk (vom 7,5 Tonner bis zum Kombi) zu kommen, ohne dass regionale oder sonstige Förderunterschiede zur Anwendung gelangen.