Resolution: Innungshandwerker loben Azubi-Ticket und kritisieren Diesel-Deal

Die Kreishandwerksmeister (v.l.) Thomas F. Bock und Christian Will sowie Hauptgeschäftsführer Dirk H. Jedan stellten die Resolution vor und erhielten ein einstimmiges Votum der Mitgliederversammlung

Ausbildungsstellen sind nicht immer unmittelbar dort, wo junge Menschen wohnen. Für den Start in das Berufsleben ist daher vielerorts ein Bus- und/oder Bahnticket erforderlich. Dieses kostet, auch wenn der Auszubildende erst am Beginn seines beruflichen Lebens und Einkommens steht. Ein Azubi-Ticket wäre eine wirtschaftliche und motivierende Unterstützung. Es wäre darüber hinaus auch ein wichtiges Symbol, um der Ungleichbehandlung von akademischer und beruflicher Bildung entgegenzutreten. Was für angehende Ärzte, Ingenieure und Juristen gilt (Studenten-Ticket), muss auch für zukünftige Fachkräfte im Handwerk zur Anwendung kommen.

Auch wenn in einer ländlichen Region wie z.B. dem Märkischen Kreis dadurch die fehlenden Attraktivitätsprobleme des öffentlichen Nahverkehrs nicht behoben würden, so ist ein landesweit vergünstigtes Azubi-Ticket ein wichtiges und nachhaltiges Zeichen für die Region und die jungen Menschen.

Der Erfolg eines Azubi-Tickets werde sich daran fest machen, dass es sich um ein über alle Verkehrsverbünde erstreckendes Angebot handelt. Denn die jungen Auszubildenden im Handwerk sind nicht nur darauf angewiesen, mit diesem Ticket zu ihren Ausbildungsbetrieben zu gelangen, sondern müssen auch ihre Berufsschulen und überbetrieblichen Ausbildungsstätten in den Nachbarregionen erreichen können.

Die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis spricht sich daher – auch vor dem Hintergrund des immer intensiveren Wettbewerbes um Auszubildende – für eine zeitnahe Einführung eines landesweiten Azubi-Tickets aus, das den jungen Menschen die freie, aber wirtschaftlich attraktive Entscheidung bietet, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.

 

Mehr Skepsis als Lob beherrscht das Meinungsbild des heimischen Handwerks zum Thema Diesel-Deal. Auch Wochen nach dem politischen Spitzentreffen sei die Diskussion mehr von Fragen als von Antworten geprägt. Die erhoffte Einsicht der Autoindustrie, insbesondere was finanzielle Zusagen angeht, erkenne man nicht. Grundsätzlich sei das Innungshandwerk von der Hardware-Nachrüstung überzeugt. Dies versetze die Unternehmen in die Situation, ihre jungen Diesel-Fahrzeuge nicht verlustreich verkaufen bzw. abschreiben zu müssen, sondern wie geplant ihrer betriebswirtschaftlich erforderlichen Nutzung und Nutzzeit zuzuführen. Auch die heimischen Kfz-Betriebe mit ihren Euro-5-Diesel-Fahrzeugen, die derzeit die Verkaufs-Höfe füllen, könnten somit wieder über verkäufliche Diesel-Fahrzeuge verfügen und Schadensbegrenzung betreiben.

Kritisch und ohne Verständnis sehe man die derzeit angedachte Förderkulisse des Staates. So erfreulich es ist, dass die heimische Region nicht von höheren Luftverschmutzungen betroffen sei, so habe man keinerlei Verständnis dafür, dass sich die bundesseitige 80-prozentige Subventionierung der Umrüstkosten auf die besonders luftverschmutzen Städte und die dort ansässigen Handwerksbetriebe fokussiere. Dies sei wettbewerbswidrig und unakzeptabel. Schließlich erstrecke sich das Tätigkeitsfeld vieler heimischer Innungsbetriebe auf Grund ihrer besonderen Qualifikationen und Spezialisierungen weit über das Heimische hinaus auch in die Regionen, in denen man im Wettbewerb zu den Betrieben stünde, die bevorzugt und gefördert werden sollen.

Die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis spricht sich dafür aus, schnellstmöglich zu einer Nachrüstförderung aller Nutzfahrzeuge im Handwerk (vom 7,5 Tonner bis zum Kombi) zu kommen, ohne dass regionale oder sonstige Förderunterschiede zur Anwendung gelangen.

Feinwerkmechaniker-Innung Märkischer Kreis besucht Dr. Heider in Berlin

Besseres Kennenlernen untereinander sowie ungezwungener Gedankenaustausch abseits des Betriebsalltages standen erneut im Vordergrund des Innungsausfluges der Feinwerkmechaniker-Innung Märkischer Kreis. Am Anreisetag war das erste Ziel der Deutsche Bundestag. Im Anschluss an den Besuch einer Plenarsitzung nahm sich der heimische Bundestagsabgeordnete Dr. Matthias Heider ausreichend Zeit für ein Gespräch über handwerkspolitische Themen. Sowohl das gesellige Abendessen, als auch der Besuch des Wintergarten Varietés am darauffolgenden Samstag und die Stadtrundfahrt auf der Spree am Sonntag trugen dazu bei, persönliche Kontakte zu pflegen und den Zusammenhalt innerhalb der Innung zu fördern.

Das Foto zeigt die Teilnehmer zusammen mit Dr. Matthias Heider.

Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis warnt vor Schreiben der Datenschutzauskunft-Zentrale

Die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis warnt vor einem Schreiben der Datenschutzauskunft-Zentrale (DAZ), die in den vergangenen Tagen zahlreiche Handwerksbetriebe und andere Firmen kontaktiert hat. Die DAZ suggeriert, dass es sich um eine angeblich offizielle Stelle handle und Eile bei der Beantwortung des Schreibens geboten sei. Dies ist jedoch nicht der Fall!

Die Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis rät dringend, das Schreiben auf keinen Fall zu unterzeichnen und zurückzusenden, da sonst eine Rechnung über 498 € zzgl. MwSt. fällig werde.

Für den Fall, dass Sie bereits die mitgesandte Rückantwort unterzeichnet zurückgefaxt haben, sollten Sie diese Erklärung umgehend widerrufen und hilfsweise wegen arglistiger Täuschung anfechten. Bei Erhalt einer Rechnung der DAZ sollte diese nicht bezahlt und unverzüglich ebenfalls der Widerruf und die Anfechtung erklärt werden.

Bau-Innungen Iserlohn und Lüdenscheid sprechen sich für Rückführung der Fliesenleger-Meisterpflicht aus

In der Politik mehren sich die Stimmen, in bestimmten Handwerksberufen, allen voran bei den Fliesenlegern, den Meisterbrief wieder zur Voraussetzung für eine Selbstständigkeit zu machen. Thomas F. Bock, Obermeister der Baugewerbe-Innung Lüdenscheid, und Burkhard Rohländer, Obermeister der Baugewerken-Innung Iserlohn, sehen darin sowohl einen Schritt zum Verbraucherschutz als auch die Chance, wieder mehr jungen Menschen einen Ausbildungsplatz zu bieten. Beide appellieren daher an die Politiker im Bund wie im Land, die Handwerksordnung tatsächlich entsprechend zu ändern.

Seit knapp 15 Jahren kann in einer Vielzahl von handwerklichen Berufen jeder einen Betrieb eröffnen, der sich dies zutraut. Damit hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung für mehr Wettbewerb sorgen und die seinerzeit sehr hohe Arbeitslosigkeit senken wollen. Eine der 2004 liberalisierten Handwerksbranchen ist die der Fliesen-, Platten- und Mosaikleger. Sie hatten sich schon im Vorfeld vehement gegen die Gesetzesnovelle gewehrt und argumentieren seitdem unverändert dagegen. Auch Obermeister Rohländer sieht sich in den Bedenken gegen den Verzicht auf den Meisterbrief als Eingangsvoraussetzung und als Nachweis der Fachkunde voll und ganz bestätigt: Die Zahl der Betriebe im Innungsbezirk habe sich zwar deutlich erhöht, von 59 im Jahr 2004 auf heute 130. Es handele sich dabei aber ganz überwiegend um Kleinstfirmen, die meist nur eine geringe Lebensdauer haben und nach wenigen Jahren vom Markt sind. Für die Kunden bedeute dies dann, dass sie keinen Ansprechpartner mehr finden, wenn sie Reklamationen haben und Nachbesserungen wollen. „Leider lassen sich zahlreiche private Bauherren vom niedrigen Preis verleiten. Und die öffentliche Hand vergibt ihre Aufträge meistens auch nur an den billigsten, nicht aber an den wirtschaftlichsten Anbieter, wie es eigentlich sein sollte“, beschreibt OM Thomas F. Bock die Misere, in die die Fachunternehmen geraten sind.

Thomas F. Bock

Thomas F. Bock

Viele Kollegenfirmen hätten ihre Belegschaften erheblich reduzieren müssen. „Es gibt eine große Zahl von Betrieben, die zwar zunächst preiswert, aber nur gering qualifiziert sind und deswegen Anlass zu Klagen bieten. Gerade das Zusammenspiel des jeweiligen Untergrunds mit Abdichtung, Kleber und den Fliesen oder Platten ist hochkompliziert. Dem sind diese Anbieter nicht gewachsen. Am Ende werden die Meisterbetriebe unserer Innung gerufen, um die Arbeiten zu Ende zu führen oder um Schäden zu beheben. Unterm Strich ist das ganze Projekt für die Kunden dann in der Regel teurer, als wenn sie gleich einen Fachbetrieb beschäftigt hätten.“ Beide Obermeister empfehlen daher dringend, vor einem Auftrag zunächst Referenzen einzuholen und diese zu prüfen sowie bei der Kreishandwerkerschaft nachzufragen.

Die Entwicklung bei den Betriebszahlen in der Innung läuft parallel zu der im gesamten Bundesgebiet: 2004 gab es in Deutschland 25.000 selbstständige Meister, 2016 waren schon fast 70.000 Betriebe eingetragen. Hinzu kommen noch einmal viele Tausend, die Fliesenarbeiten auch „im Programm“ haben, aber zum Beispiel als Trockenbauer, „Hausmeisterdienste“ oder Garten- und Landschaftsbauer registriert sind.

Genau gegenläufig ist die Tendenz bei den Lehrstellen: 2004 wurden mehr als 3.000 junge Leute in diesem Beruf ausgebildet, aktuell sind es bei der fast verdreifachten Betriebszahl nur noch knapp 2.000. Auch diese Entwicklung macht den Obermeistern und ihren Kollegen größte Sorgen: „Die vielen Solo-Selbstständigen denken gar nicht erst daran, einen Lehrling zu beschäftigen. Wer aber soll die Arbeit in Zukunft erledigen? Und wer bietet einem Schulabgänger oder einer Schulabgängerin die Chance, einen interessanten und vielfältigen Beruf von der Pike auf zu lernen und so für den Lebensunterhalt zu sorgen?“, fragt OM Bock.

Burkhard Rohländer

Beide Punkte, Verbraucherschutz und die Ausbildungsleistung der von Meistern geführten Betriebe, führt er als die Argumente dafür an, „den Fehler der Novelle der Handwerksordnung jetzt möglichst schnell zu korrigieren“.

Diese Position wird mittlerweile nicht nur von der Baugewerkschaft, sondern vor allem von Politikern insbesondere in der CDU/CSU und der SPD geteilt. OM Rohländer hofft dringend, dass entweder sie oder Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier den Schritt zur neuerlichen Gesetzesänderung bald tun, damit sie noch in dieser Legislaturperiode Realität wird. Die Absichtserklärung dazu steht zumindest im Koalitionsvertrag der beiden Fraktionen. „Wir haben so lange darum gekämpft, obwohl man uns zunächst keinerlei Chancen gegeben hat. Jetzt sehen wir die Tür einen deutlichen Spalt offen“, sind die Obermeister vorsichtig optimistisch. Aufgeben wollen sie und ihre Innungskollegen auf keinen Fall. „Der Markt braucht diesen Qualifikationsnachweis.“